Mit den Linien 553, 580 und 581 etablierte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg mit der Verkehrsgesellschaft Belzig seit dem 14. Dezember 2014 die neue Qualitätsmarke PlusBus im Verbundgebiet. Die Linien verkehren seitdem häufiger und im leicht merkbaren Stundentakt.

Evaluation
Ein Jahr nach der Einführung des PlusBusses in Potsdam-Mittelmark wird eine erste Bilanz gezogen: Was hat sich seit der Einführung verändert bzw. verbessert? Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg führte dazu in Zusammenarbeit mit der Verkehrsgesellschaft Belzig eine Fahrgastbefragung und -zählung auf den oben genannten Linien in den Jahren 2014 und 2015 durch, um herauszufinden, wie der PlusBus in der Region angenommen wird.

Befragt wurden jeweils ca. 3.000 Fahrgäste an zwei Wochentagen (Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag) u.a. zu folgenden Themen: Fahrtzweck, Häufigkeit der Fahrt, Zufriedenheit (Anschlüsse, Gesamt) oder mögliches Verbesserungspotenzial (als offene Frage). Ziel war es, eine grundlegende Datenbasis der Fahrgastströme und Ansprüche zu generieren und die Ergebnisse für die Angebotsentwicklung zu verwenden.

Ergebnisse

Stärkung der Zentrenverbindung
Immer mehr Menschen ziehen in die Zentren, dadurch verdichtet sich gleichzeitig auch die ländliche Siedlungsstruktur. Dies geht einher mit einer zunehmenden Zentralisierung von Dienstleistungen. Vor allem die vielen kleineren Zentren in der Region benötigen einen guten Nahverkehr, um mobil zu sein.

Der PlusBus verbindet die ländlichen Zentren. Damit werden die Achsen des Nahverkehrsnetzes in Brandenburg gestärkt und das ÖPNV-Grundnetz, bestehend aus Bahnregionalverkehr und starken Buslinien, für ganz Brandenburg weiterentwickelt.

Steigende Nachfrage bei gutem Angebot
Dass der PlusBus diesen Nahverkehr bieten kann und die Region stärkt, bestätigen die Nachfragesteigerungen an den Stationen, vor allem auch an den kleineren.

Die Zentren sind wichtige Anker in der Region. Die PlusBus-Linien sind die Lebensadern und verbinden die Zentren untereinander. Darüber hinaus bieten sie einen Anschluss an die Oberzentren und den Bahnregionalverkehr. Dadurch werden die ländlichen Zentren gestärkt, die Nachfrageentwicklung der Ein- und Aussteiger verdeutlicht das eindrucksvoll. Golzow als kleineres Zentrum mit 1.300 Einwohnern gewann 114 neue Fahrgäste dazu (Linien 581 und 580), was neun Prozent der dort lebenden Einwohner ausmacht. An der Spitze befindet sich Lehnin mit 450 neuen Fahrgästen (auf der Linie 580). Aber auch Oberzentren wie Brandenburg an der Havel. gewinnen 150 neue Fahrgäste (Linie 581). Im Durchschnitt über alle Linien heißt das:

  • Alle Linien +9,2% mehr Fahrgäste
  • Linie 580 +6,5% mehr Fahrgäste
  • Linie 581 +7,6% mehr Fahrgäste
  • Linie 553 -2,6% mehr Fahrgäste

Die Ergebnisse zeigen, wo in den ländlichen Regionen ein Mobilitätsbedürfnis besteht, das bedient werden muss. Mit einem entsprechenden Angebot können auch im ländlichen Raum mehr Fahrgäste für den umweltschonenden ÖPNV gewonnen werden.

Die Fahrgäste - was ist Ihnen wichtig?
Neben der Erkenntnis, wie viele Fahrgäste die PlusBus-Linien nutzen, sollte die Erhebung wichtige Erkenntnisse zur Nutzerentscheidung und zu weiteren Potenzialen generieren.

Die Befragung der Fahrgäste zeigt, dass:

  • ein hochwertiger Takt ein wesentliches Entscheidungskriterium für Mobilitätskunden ist. Mehr als 80 Prozent der befragten Fahrgäste gaben an, dass häufige Fahrten ihnen wichtig sind. Unterstrichen wird der Kundenanspruch durch eine weitere Frage, nach der 28 Prozent der antwortenden Fahrgäste angaben, von der Taktverdichtung zu profitieren.
  • 70 Prozent der befragten Fahrgäste dieses Fahrplanangebot auch in den Ferien nutzen wollen. Daher muss das Angebot aufrechterhalten werden, denn nur so ist Mobilität ganzjährig möglich.
  • selbst vermeintlich wenig genutzte Fahrten am Wochenende oder in den Tagesrandlagen bei der grundsätzlichen Entscheidung für den ÖPNV eine wesentliche Rolle spielen (60 Prozent).

Mehr Umsteiger im Verkehrsverbund
Der PlusBus-Takt wurde so konzipiert, dass er weiterführende Anschlüsse in andere Verkehrsmittel zeitnah ermöglicht. Das Konzept zeigt, dass bei guten, regelmäßigen Anschlüssen die Fahrgäste bereit sind umzusteigen. In der nachfolgenden Grafik ist die Entwicklung des Umsteigeverhaltens beispielhaft an der Linie 580 dargestellt:

Deutlich wird dieser Zusammenhang auch durch ein weiteres Beispiel in Brandenburg an der Havel. Die vorher mit einigen Fahrten in die Stadt führende Linie 581, parallel zum Stadtverkehr, wurde konsequent bis zum Busbahnhof zurückgezogen. Trotzdem waren hier Fahrgaststeigerungen zu verzeichnen.

Der öffentliche Verkehr in ganz Brandenburg soll weiter vernetzt werden, das ist die Grundlage für den VBB-Tarif und damit eine der Kernaufgaben des Verkehrsverbundes.

Fazit und Ausblick – wie weiter?
Aus einem Jahr PlusBus lässt sich zusammenfassend feststellen, dass sich im Schnitt zehn Prozent mehr Fahrgäste für das neue Konzept entschieden haben. In Teilabschnitten sind es sogar 25 Prozent. Die Taktverdichtung mit „aufgefüllten Zwischenzeiten“, dem zusätzlichen Angebot in den Tagesrandlagen und der Verknüpfung zu anderen Verkehrsmitteln wurde sehr gut angenommen.

Darüber hinaus lässt sich an den Wechselwirkungen erkennen, wie wichtig die begleitenden Maßnahmen wie Marketing, Fahrgastinformation oder auch weiche Faktoren wie die Einführung des WLAN-Angebots in den Bussen sind. Diese Kommunikation gibt dem Bus ein zeitgemäßes Erscheinungsbild.

Deutlich wird das an der unterschiedlichen Nachfrageentwicklung der Linie 553. Diese Linie steht bei den weichen Faktoren hinter den Linien 580 und 581 zurück.

Weitere Gespräche mit den Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen zur Umsetzung in den Jahren 2016 und 2017 werden geführt.

Die große Herausforderung für die Zukunft wird sein, gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen, Aufgabenträgern und dem Land Brandenburg, den PlusBus in allen Landkreisen zu etablieren.

Zitate

Verkehrsministerin Kathrin Schneider:
„Im Hinblick auf die Mobilitätstrategie 2030, die wir zur Zeit erarbeiten, ist das PlusBus-Konzept ein guter Baustein, der sich zu einer stabilen Säule des öffentlichen Nahverkehrs in Brandenburg entwickeln kann. Gut verknüpfte Fahrpläne von Bussen und Bahnen bringen steigende Fahrgastzahlen und weniger Individualverkehr. Das ist das, was wir erreichen wollen."

Wolfgang Blasig, Landrat im Landkreis Potsdam-Mittelmark:
„Gerade für Pendler und Familien bringt der PlusBus im Stundentakt und mit Angeboten auch außerhalb der Spitzenzeiten erhebliche Vorteile und damit eine flexible Alternative zum Pkw im ländlichen Raum. Für unseren Landkreis ist das ein klarer Standortvorteil, mit dem wir auch für neue Bürgerinnen und Bürger als Wohnort noch attraktiver sind. Es lohnt sich, das PlusBus-Konzept weiter zu unterstützen.“

VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel:
„Wir brauchen attraktive Angebote, um mehr Fahrgäste in der Region vom öffentlichen Nahverkehr zu überzeugen. Attraktivität heißt dabei gute Verbindung der Brandenburger Zentren untereinander, zeitnahe Übergänge zur schnellen Bahn und den ländlichen Raum erschließen. Mit dem PlusBus-Konzept gehen wir in die richtige Richtung und arbeiten gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen und den Landkreisen daran, weitere PlusBus-Linien in Brandenburg zu etablieren.“

VGB-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig:
„Wir bieten unseren Kunden auf den PlusBus-Linien mehr Fahrten, kürzere Reisezeiten und kurze Übergangszeiten beim Umstieg. Unsere Busse sind modern, umweltfreundlich und zum Teil mit WLAN und USB-Steckplätzen ausgestattet. Es freut mich sehr, dass unsere Erwartungen bei der Einführung der PlusBus-Linien nicht nur erfüllt, sondern teilweise sogar weit übertroffen wurden und sich unsere Fahrgastzahlen so deutlich erhöht haben.“

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